Also wenn morgen noch Leverkusen Labbadia feuert, dann wirds echt eng mit KandidatenScouting für einen neuen Trainer
Von Karlheinz Wagner, 04.06.09, 20:20h, aktualisiert 04.06.09, 20:24h
Die Suche des 1. FC Köln nach einem neuen Trainer wird zum Mikado mit Millionen-Einsatz. Denn es sind viele Vereine, die sich um die wenigen potentiellen Kandidaten balgen. Christoph Daum hat sich inzwischen zu Wort gemeldet - und ist sich keiner Schuld bewusst.
KÖLN - In Hamburg, Frankfurt und Leverkusen (siehe unten stehenden Text) gleichen die Tagesordnungen der Klub-Verantwortlichen im diesen Tagen einander wie ein Ball dem anderen: Man braucht einen Trainer, der Markt an Kandidaten ist arg übersichtlich, also treten alle gegeneinander an in einer Art Mikado mit Millionen-Einsatz: wer sich zuerst bewegt, muss mehr zahlen als alle anderen. Dass der 1. FC Köln gezwungenermaßen verspätet in dieses Spiel eingestiegen ist, hat den Klub selbst am meisten überrascht, aber jetzt muss das Problem gelöst werden und nicht beklagt.
Aus der Ferne hatte sich Christoph Daum zu Wort gemeldet, und den Kollegen vom „Express“ erzählt, dass das alles ja gar nicht so schlimm sei mit seinem Wechsel in die Türkei: er habe niemanden im Stich gelassen; er hinterlasse beim FC schließlich ein geordnetes Haus und ja, allerdings, seine Ambitionen seien höher als ein neunter Platz in der Bundesliga, den man mit dem 1. FC Köln in absehbarer Zeit realistischerweise ansteuern könne. Aber natürlich hat Daum gut reden: Seine Entspanntheit wird von (immer noch geheim:) Fenerbahce Istanbul bekanntlich in Gold aufgewogen - er weiß ja, wie es für ihn in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten weitergeht.
Darin unterscheidet er sich maßgeblich von Trainern wie zum Beispiel Mirko Slomka, Michael Skibbe, Thomas Doll, Bruno Labbadia (siehe unten), dem Schweizer Christian Groß oder Friedhelm Funkel, die als wechselnde Favoriten bei allen suchenden Klubs mit unterschiedlich großer Sehnsucht als notgedrungene Traumlösungen gehandelt werden. Und andere Klubs fühlen sich nicht so sicher, wie sie es gerne täten: Hertha BSC etwa und der VfL Bochum müssen fürchten, dass ihre Trainer - Lucien Favre bzw. Marcel Koller - anderen Klubs so gut gefallen, dass auch sie selbst noch in Findungs-Not geraten.
„Seit Montag wissen wir Bescheid, heute ist Donnerstag“, sagt Manager Michael Meier zur aktuellen Lage beim 1. FC Köln, „wir befinden uns noch in der Sichtungsphase.“ Gesichtet wird einerseits das, was der Markt so anbietet - das sei, so Meier, in etwa jene Liste von Kandidaten, über der derzeit überall in der Republik die Klub-Verantwortlichen brüten. Geschaut wird aber auch links und rechts neben den ausgetretenen Pfaden: „Wir haben da so eine Art Scoutingliste, wie es sie auch für Spieler gibt. Und da schaut man schon auf Kandidaten, die in jüngster Zeit auf sich aufmerksam gemacht haben.“ Das Prozedere ist dann jeweils das Gleiche: man informiert sich näher über den Kandidaten, man nimmt Kontakt auf und prüft die Details, die Meier so umschreibt: „Kannst du? Willst du? Zu welchen Konditionen?“
Das klingt konkreter als es zur Zeit wohl ist, wie der FC-Manager ohne weitere Umschweife zugibt: „Nein, da ist nichts spruchreif zur Zeit.“ Und er erinnert sich: „Bei der letzten Trainersuche - vor Daum - haben wir zehn Tage gebraucht. Ergebnis war dann Herr Latour.“ Über den Erfolg dieses Unternehmens gehen die Ansichten nicht allzu weit auseinander, das hat Meier auch selbst mitbekommen. Und so scherzt er dann: „Es kann sein, dass wir uns diesmal sogar 12 Tage Zeit nehmen.“
Ungewissheit, wohin man schaut: Auf der Homepage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatten sich bis Donnerstagnachmittag 7585 Leser an einer eher unterhaltsamen, als repräsentativen Umfrage zum Thema Daum-Nachfolge beteiligt und aus den vorgegebenen mehr oder weniger realistischen Kandidaten (Funkel, Slomka, Morten Olsen, Pierre Littbarski, Jupp Heynckes) den dänischen Nationaltrainer mit FC-Vergangenheit Olsen (25,52 Prozent) knapp vor Slomka (23,53) zum Favoriten gekürt. Einen beeindruckenden vierten Platz in der Liste (14,01) belegte dann allerdings schon das Bekenntnis zur Ratlosigkeit: „Ein anderer, auf jeden Fall ein anderer.“
Quelle: http://www.ksta.de
Und es ist wohl dann wirklich perfekt:
Skibbe neuer Trainer bei Eintracht Frankfurt
Frankfurt/Main (dpa) - Michael Skibbe wird neuer Trainer beim Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Wie die Hessen mitteilten, soll der 43-Jährige am 5. Juni auf einer Pressekonferenz als Nachfolger von Friedhelm Funkel vorgestellt werden.
Dann will der Club auch Einzelheiten über die Vertragsdauer bekanntgeben. Skibbe war zuletzt beim türkischen Erstligisten Galatasaray Istanbul tätig, wurde dort im Februar aber nach nur sieben Monaten wegen Erfolglosigkeit entlassen.
Funkel hatte wenige Tage vor dem Saisonende erklärt, die Eintracht trotz eines noch ein Jahr laufenden Vertrages zu verlassen. Wegen der enttäuschend verlaufenen Spielzeit, in der die Hessen nie aus der unteren Tabellenhälfte herausgekommen waren und meist wenig attraktiven Fußball geboten hatten, war der Unmut bei den Fans und im Aufsichtsrat des Vereins immer größer geworden. Gegen Ende der Ära Funkel war auch Vorstandsboss Heribert Bruchhagen von dem Coach abgerückt, mit dem er insgesamt fast fünf Jahre erfolgreich zusammengearbeitet hatte.
Statt des 55-Jährigen soll nun Skibbe versuchen, die hohen Erwartungen in der Bankenstadt zu erfüllen. Der ehemalige Trainer von Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen galt seit der Demission Funkels als ernster Anwärter auf den Trainerposten. Bruchhagen hatte sich bis zuletzt aber nicht in die Karten schauen lassen und stets davon gesprochen, er werde den Trainer zusammen mit seinen Vorstandskollegen alleine auswählen. Damit versuchte der Vorstandsboss auch seine eigene Position wieder zu stärken, die nach dem Ende der Ägide Funkel ebenfalls leicht geschwächt war.
Nach dem frühen Ende seiner aktiven Karriere wurde der geborene Gelsenkirchener Skibbe 1998 Cheftrainer in Dortmund, wo er im Februar 2000 entlassen wurde. Danach arbeitete der 43-Jährige als Assistent von Rudi Völler bei der deutschen Nationalmannschaft und wurde mit der DFB-Elf 2002 in Japan und Südkorea Vize-Weltmeister. Nach dem enttäuschenden Abscheiden bei der Europameisterschaft in Portugal blieb Skibbe zunächst als Nachwuchskoordinator und U-20- Nationaltrainer beim DFB, ehe er von Oktober 2005 bis Mai 2008 bei Bayer Leverkusen tätig war.